Sambia

Medizin im tropischen Afrika erleben - das war mein lang gehegter Traum, dann Wunsch und schließlich Plan. In der zweiten Hälfte meines Pädiatrie-Tertials konnte ich diesen gemeinsam mit einer Kommilitonin in die Tat umsetzen.
Aufgrund der stabilen Sicherheitslage, einer umkomplizietren Organisation, begeisterter Berichte und der englischen Amtssprache führte die Reise schlussendlich in das University Teaching Hospital in Lusaka, der Hauptstadt von Sambia.
Am ersten Tag erhielten wir innerhalb kürzester Zeit einen Shadowing Schedule, durch den wir als externe Studenten auf den diversen Stationen vorgestellt wurden.
Gemeinsam mit uns absolvierten auch die Abschlussjahr-Studenten aus Sambia ihren zweiten Pädiatrie-Einsatz, so dass schnell Anschluss  gefunden war. Berührungsängste gab es wenig. Man wurde meistens ebenso abgefragt und eingebunden wie einheimische Studenten. Einer Gruppe von ca. fünf Studenten folgend wurde fast jede Woche eine andere Station besucht, sodass wir eine große Bandbreite an Arbeitsweisen, Krankheiten und Patientengeschichten erleben konnten; auch ein Tag im Kreißsaal war kein Problem. Ein Nachteil dieser Rotation war, dass ein tieferes Einarbeiten auf keiner Station möglich war.

 

 

Die erste Woche begann auf der Station für Mangelernährung, wo uns die passenden WHO-Richtlinien bis ins kleinste Details dargelegt wurden; eine Thematik, die im deutschen Medizinstudium nahezu nicht vorkommt. Vor allem Durchfallerkrankungen und Hirnschäden unterstützen in Sambia einen Teufelskreis der Mangelernährung. Auf den onkologischen und hämatologischen Stationen gab es weit fortgeschrittene Tumoren, die in Sambia häufige Sichelzellanämie und schmerzhaft fehlende Ressourcen.
Auf der Nephrologie leistete die einzige Ärztin trotz fehlender Dialyse-Katheter beeindruckende Arbeit und wir konnten hier die wohl beste Lehre des Aufenthaltes erleben. Das Universitätsklinikum bietet die einzige staatliche Dialyse-Möglichkeit in Sambia an. Wir besuchten mehrere Intensivstationen, auf denen mir insbesondere ein Kind mit schwerer, am Ende tödlicher TBC-Meningitis in schmerzlicher Erinnerung blieb. Auf der Neonatologie lagen die Kinder in langen Reihen, es gab feste Stillzeiten und wir bekamen die Möglichkeit siamesische Zwillinge zu sehen. Die wichtigsten Diagnosen waren neonatale Sepsis und Konditionen wie Hypoxie und Hyperbilirubinämie, welche zu langfristiger Hirnschädigung führen. Die allgemeine Pädiatrie behandelte verschiedene Krankheitsbilder von Pneumonien bis Epilepsien. Ein wichtiger Teil der Ausbildung war die exakte Anamnese und körperliche Untersuchung. Diese wurden immer wieder gelehrt, gelernt und innerhalb der langen Lehrvisiten geprüft. Unseren Abschluss bildete die Infektiologie-Station. Hier dominierten schwere Tuberkulose-Fälle und andere HIV-assoziierte Erkrankungen wie Kryptokokkose. Beim Besuch in der übervollen pädiatrischen HIV-Ambulanz sahen wir die hohe Relevanz von vertikalen Infektionen in Sambia. Auch hier war es beeindruckend zu sehen, wie passioniert die Ärzte trotz immer wieder fehlenden Ressourcen arbeiteten.
Die Lehre verlief insgesamt sehr unterschiedlich. Es gab teilweise großartige Veranstaltungen, Lehrvisiten, Vorlesungen, Seminare, Patientenvorstellungen, Praktika. Mit dem Näherrücken der Prüfungen am Ende unseres Aufenthalten fiel jedoch auf, dass die Motivation und Beteiligung merklich abfiel.


Neben dem Krankenhaus ist Sambia ein faszinierendes Land. Wir haben viele freundliche, hilfsbereite Menschen getroffen und uns während des gesamten Aufenthaltes nie unsicher gefühlt. Innerhalb von Lusaka sollte man nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten und mögliche Aktivitäten erwarten. Die Stadt ist relativ jung und dabei schnell in die Breite gewachsen, sodass die Entfernungen groß sind und Shopping-Malls als Attraktion gelten.
Außerhalb der Hauptstadt konnten wir ein paar unvergessliche Ausflüge machen. Eine Reise in einen der Nationalparks und ein Besuch bei anderen PJ-lern an den Victoria Fällen mit einer Bustour, welche sehr lang und etwas gefährlich war, aber mit einer Predigt im Bus begann. 

 


 

Als Fazit kann ich sagen, dass der Aufenthalt eine unvergessliche Erfahrung war, die vielleicht für eine ausgiebige Famulaturen oder ein halbes Tertial besser als für einen längeren Zeitraum geeignet ist.

 

Lehre: 4 von 5 Sternen

Praktische Arbeit: 1 von 5 Sternen

Infektionen: 4 von 5 Sternen

Leben / Erleben: 3 von 5 Sternen

 

Kosten: Studiengebühren ca. 30 €/ Woche, Flüge ca. 800 €, Unterkunft mind. 300 €/Monat.
Ansprechpartner: Mrs. Ziwase Sakala, assistdean.general.med@unza.zm

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